„Auf der Suche des Abstrakten“

Fotografie

20.01.2017 bis 12.02.2017

Kuratorin: Angela Straube

 

Die aus Vigo, Galizien, Spanien stammende Adela Rodriguez entführt uns hier mit ihrer Fotografie in eine Bilderwelt, die zunächst an Malerei erinnert. Farbflächen, Linien, die wellig wabernd über das Bild ziehen oder Abgrenzungen der Farbflächen bilden, buhlen mit ihrer Kraft um unsere Aufmerksamkeit und können uns in ihren Bann ziehen, wenn wir uns darauf einlassen. Dann wird es möglich, dass sie uns mitnehmen auf eine kurze oder auch längere Reise in unsere Gefühls- und Assoziationswelten, in völlig andere Sphären….

Adela Rodriguez widmet sich schon seit ihrer Kindheit dem Ausdruck mit Farben, aber auch durch Prosa. Neben u.a. Performance, Malerei und diversen anderen Gestaltungsformen widmet sie sich seit 8 Jahren verstärkt auch der Fotografie.

Die Inspiration für die hier zu sehenden Werke fand sie in Ihrer Wahlheimat Hannover.

Ich möchte hier gar nicht lange auf den Werdegang eingehen, dies ist alles nachzulesen oder im persönlichen Gespräch zu erfragen: Studium der Chemie, Physik, Mathematik, Kunstgeschichte, Geschichte, Geografie, Psychologie….. Sie merken schon, ich könnte nun fortfahren…

Doch ich möchte kurz auf eins der ausgestellten Fotos, die Sie gleich werden betrachten können, eingehen. Es zeigt einen Stier. Der Stier ist das spanische Symbol für Adel. Und Adel besitzt auch der Name Adela….

Pferd: Schritt – Trab – Gallopp

Und gleichzeitig empfindet  Adela Rodriguez einen Bezug zur Ente, ein Familientier, treu und beständig, was Familie, Kinder, Freunde, Menschen, die ihr begegnen betrifft.

Dass das Eine das Andere nicht ausschließt, zeigt eben diese Fotografie.

Lassen Sie sich überraschen.

Kurz zur Fotografie im Allgemeinen:

Diese entwickelte sich zunächst als günstige Variante der Portraitmalerei, dann als schnellere Dokumentationsmöglichkeit, auch Inspiration für die Malerei.

Lichtbilder.

Damals gehörte Silber zur Beschichtung der Platten.

(Aristoteles im 4. Jahrhundert vor Christus das Prinzip der Camera Obscura

Physiker Johann Heinrich Schulze 1717, Gemisch aus Kreide mit einer Silberlösung

Ende ds 18.Jhrhunderts erste Experimente zur Fixierung des fotografischen Bildes, die älteste erhaltene Fotografie stammt aus dem Jahr 1826 – J.N. Niepce: Blick aus dem Arbeitszimmer 1826.)

Und bei Adela Rodriguez ist die Zeit Gold….

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Dies kommt mir hierbei in den Sinn.

Eine Fotografie ist still. Sie spricht dadurch, dass wir sie anblicken, sie mit unseren Augen aufnehmen, uns öffnen, uns dem aussetzen, was sie in uns berührt oder eben auch nicht. Die Fotografie gibt keinen Laut von sich und besitzt dennoch die Gabe, uns anzusprechen. Wir können uns für einen Augenblick oder mehr auf sie einlassen, zum Beispiel auf die Arbeit „Die Zeit ist Gold“…. Ist es die Farbigkeit? War es eine lange Weile, die es brauchte, um diesen Moment des Motivs zu entdecken und einzufangen? Ist Zeit aufzuwiegen in Gold? Kann ein goldener Moment jemals aufgewogen werden durch Geld???? –

Zurück zur Malerei:

In der Malerei wird zunächst möglichst genau abgebildet, um dann von dieser Genauigkeit wieder abzugehen bis hin zur völligen Reduktion und Abstraktion, aber auch wie der Weg zum ZEN. Ich denke an die Kalligrafie, die hohe Kunst, mit einem einzigen, über Jahre der Kontemplation und Übung entsprungenen und so gekonnt gesetzten Pinselstrich alles auszudrücken….

Ähnlich geht Adela Rodriguez vor, wenn sie „auf der Suche des Abstrakten“ fündig wird, losgelöste Motive weit ab von Zusammenhängen für uns empfängt und aufnimmt, diese festhält durch die Fotografie.

Ich möchte hier den Künstler Antonio Altarriba (Essayist, Romanautor, Kritiker und Skriptautor für Fotos und Comics) zitieren:

„Sie (gemeint ist die Künstlerin) verwandelt den alltäglichen Gegenstand in einen atemberaubenden Anblick, die Erscheinungen der Welt in Konzept, die Reportage in ein Wunder. Ohne großen technologischen Aufwand. Mit Einfachheit. Nur dadurch, dass sie zu sehen weiß.“

Und noch ein Zitat möchte ich an dieser Stelle wiedergeben, weil es einfach die Arbeit von Adela Rodriguez treffend beschreibt. Es stammt von Evelio Acebedo, Director Gerente Museo Thyssen-Bornemisza de Madrid:

„Adela, dem Impressionismus treu, stellt das Licht dar und spielt mit den visuellen Eindrücken des Zuschauers, und in einem schwindelerregenden Sprung bringt sie uns in die Welt des Abstrakten, entfesselt unsere Vorstellungskraft und evoziert Formen, andere Realitäten, alle möglichen Sinneseindrücke beim Betrachten ihrer Fotografien.“

Es sind Bilder in ihr, die geboren werden wollen, sagt sie selbst.

 

So leicht die Bilder auch daherkommen mögen, so sind sie doch das Produkt einer langen und intensiven Auseinandersetzung, so wie meiner Meinung nach wahre Künstler sich mit weitaus mehr beschäftigen als nur dem Farbauftrag auf einen Untergrund oder der Betätigung des Auslösers. Es ist der Gedankenreichtum, es ist die Philosophie, es ist politisches Bewusstsein, es ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte, auch der eigenen, es ist das Begreifen und Durchdringen von Zusammenhängen.

Es ist Eintauchen in die Wissenschaft, Physik, Philosophie.

Es ist der Weg in den Mikrokosmos.

Kennen Sie Bilder aus der Chaosforschung?

Die Abbildung einer Julia-Menge?

Kurzes Wikipedia-Zitat:

„Ein wesentliches Ergebnis der Chaosforschung ist die Entdeckung, dass chaotische Systeme trotz ihres langfristig nicht vorhersagbaren, scheinbar irregulären Verhaltens bestimmte typische Verhaltensmuster zeigen. Da sie bei völlig unterschiedlichen Systemen beobachtet werden, sind sie von universeller Bedeutung.“

Unglaubliche Schönheit in der Vergrößerung winzigster Teilchen, die eine unvorstellbare Komplexität, Farbigkeit und Kompositionsvielfalt offenbaren.

Und eine unglaubliche Kraft!

 

An all dies denke ich beim Anblick der hier ausgestellten Bilder dieser kraftvollen Künstlerin. Sie ist vielseitig. Sie ist intensiv. Sie ist eine Frau. Eine Frau in ihrer Kraft.

Eine Frau voller Energie.

Sie liebt Farben und deren Leuchten. Sie liebt das Licht. Und hier malt sie damit.

Sie malt mit der Kamera.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dieser Ausstellung, die hiermit eröffnet ist.

Vielen Dank.